Donnerstag, 14. August 2008

Photographische Impressionen Thessaloniki 1










das wohnheim efxinos leshi






schiffsfriedhof und roma-siedlung



Montag, 11. August 2008

der anfang

am flughafen in thessaloniki gelandet passiert, was passieren muss: weil ich mich nicht schnell genug entschließen kann, verpasse ich den bus in die innenstadt. unschlüssig wende ich mich den taxis zu, die direkt vor dem ausgang warten. how much does it cost, frage ich den taxisfahrer, der mir aus dem ersten entgegen kommt. er ist braungebrannt, klein und untersetzt, die haar werden schon grau. als ich ein zweites mal frage, wirkt er verärgert, nennt dann aber einen preis: twent..y..five. das ist zuviel, denke ich, doch auf einmal sind drei andere taxifahrer um ihn herum, reden auf mich und ihn ein: griechisch, hinter den sonnenbrillen sehe ich die schielenden augen, goldkettchen tragen fast alle um den hals. als ich mich schon abwenden will, tritt eine junge frau zum taxi, sie redet erregt auf den ersten taxifahrer ein: will sie das taxi nehmen? sie zeigt auf mich, vielleicht können wir zusammenfahren, hoffe ich - natürlich nur wegen dem niedrigeren preis. der fahrer öffnet den kofferraum, da kommt sie in ihrem roten kleid schon zu mir gelaufen: do you need help? fragt sie. ihr englisch ist gut, denke ich, zumindest im vergleich zu den taxifahrern. ich zeige ihr die adresse des hotels, downtown? fragt sie und ich antworte downtown, seaside. sie eilt zum nächsten taxi, er ist bereit mich zu fahren, einen preis nennt er nicht, aber schließlich lasse ich mich zu einem nicken hinreissen, er greift nach meinem rücksack und hebt dann auch das restliche gepäck in den kofferraum.

es ist schwül, die luft staut sich im wagen und der fahrer, anfang dreißig vielleicht, jedenfalls muskulös und glatzköpfig, dreht sein fenster auf, sobald wir auf die schnellstraße biegen. ich folge seinem beispiel. die straße ist schlecht, immer wieder fehlt die oberste asphaltschicht. die autos fahren schnell, auch sie sind in keinem guten zustand, gebrauchtwagen denke ich, und höre das laute rattern über den löcher und kuhlen. durch das fenster die landschaft im ausschnitt: steinig, palmen, sträucher, orangene blüten an manchen, sonst viel gelb und braun, ein paar hügel in der ferne, an denen wir vorbei fahren, links von uns erstrecken sich wohnsiedlungen. die straße wird breiter, die hohen wohnblocks rücken näher an die straße, die sonne steht nur noch knapp über der horizontlinie. is this downtown? frage ich, er versteht nicht, ich frage noch mal downtown? center? er nickt, yees, yees. you from germany? versucht er das gespräch in gang zu halten. er bemüht sich, erklärt mir wo wir sind, zeigt auf gebäute, university, armey hospital, central street: oft verstehe ich ihn nicht und meine gegenfragen verhallen unbeantwortet, da sind wir schon beim hotel luxemburg. er will fünfzehen euro, das zeigt er mir mit den fingern, die englischen zahlen kann er nicht, one and five sagt er schließlich nach einigem überlegen. ich zahle, gebe trinkgeld, froh, dass ich nicht schon bei meiner ersten taxifahrt übers ohr gehauen worden bin und ärgere mich dann über meine vorurteile.
im hotel werde ich von der rezeptionisten freundlich, aber hastig empfangen.

...

schon im flugzeug bot sich eine gute gelegenheit, meiner neuen landsmänner und -frauen ausführlicher zu beobachten: scheinbar flogen außschließlich griechen bzw. deutsche mit griechischer herkunft von dortmund nach thessaloniki. ich setzte mich auf den äußersten platz zum gang, neben mir ein junger mann, die spitzen der dunklen haare blondiert und zu stacheln gegelt, ein tattoo auf dem nackten oberarm, der aus dem mit goldfarbe bedruckten schwarzen muskelshirt wächst: niko. er arbeitet bei t-online, im tpunkt, erklärt er mir in perfektem deutsch, das nervt, als wir wegen seines handys, das nicht auf die tasteneingaben reagiert, ins gespräch kommen. dann wendet er sich seiner mutter zu, die, als die turbinen anlaufen und das flugzeug zu vibrieren beginnt, zu beten anfängt und auch ihren sohn auffordert, dass kreuz zu schlagen: vermute ich zumindest, sie sprechen griechisch mit einander, scherzen die ganze fahrt über, zwei reihen weiter vorne schlagen vater und sohn nahe zu ununterbrochen über den gang hin weg die fäuste aneinander, high five, sagt der sohn, lächelt und der vater knufft ihn noch einmal in die seite. als wir auf der landebahn aufsetzten, fängt das ganze flugzeug an zu applaudieren, selbst den zahlreichen kleinkindern werden von den euphorischen vätern die hände unbeholfen aneinander geklatsch. sohn und mutter neben mir schlagen noch einmal das kreuz, im bus zum terminal ein gemisch aus griechisch und deutsch, oft in einem satz.

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als ich vom hotel wieder auf die straße treten, um etwas zu essen, ist es bereits düster. eine straße weiter, hinter einer dreispurigen einbahnstraße, über die autos, mofas und taxis rasen, die promenade, neben dem gigantischen schwarzen hafenbecken. zwei blocks davon der große platz aristoteles, um den sich die markthallen gruppieren. alle bänke sind besetzt mit menschen, überhaupt ist viel bewegung in den straßen. ich laufe den platz hoch, der sich mehrere hundert meter erstreckt und eher an eine breite einkaufsmeile erinnerte, wären da nicht die vielen bänke zu beiden seiten auf denen alte männer und frauen sitzen, während mitten auf dem platz verkäufer krimskrams feilbieten und jugendliche die treppenstufen zu skateboardrampen umfunktionieren. überall stehen und sitzten menschen, essen, trinken, aus den bars klingt laute musik, mal griechisch, zumeist aber englisch. rechts im markviertel sind viele traditionelle lokale, einige straßenmusiker zupfen ihre leiern und singen schmachtend. ein junger mann an einem der äußeren tische fällt mit lauter stimme in den gesang ein. auf dem weg zum weißen turm, einem teil der alten befestigungsanlage, den im fünfzehnten jahrhundert ein architekt der venezianischen besatzer erbaute, verkaufen osteuropäer und afrikaner handtaschen, spielzeug, feuerzeuge, schmuck, zuckerwatte, tücher und sonnenbrillen. bei einem denkmal skaten wieder ein paar jugendliche, daneben spielen kinder, die eltern sitzten auf den treppen, reden laut und essen eis.
am kai liegen barschiffe, sie legen alle anderthalb stunden an, damit neue gäste die schiffe betreten, alte sie verlassen können: während das erste schiff in rot-gelb-grün gehalten ist und ich noch in der mitte der breiten promenade den bass der reaggeklassiker im magen spüre, hat das zweite eine drachenkopf und soll wohl ein wikingerlangboot imitieren: das dritte wirkt daneben wie ein gewöhnliches fährschiff, ist aber ebenfalls voll besetzt, alle halten große biergläser in den händen, lehnen sich mit ihnen über die reeling.
auf dem rückweg sehe ich zwei riesige fähren einlaufen, hunderte fenster sind lichtpunkte in der nacht: auf beiden seiten der promenda erstreckt sich die wohnhäuser bis zum horizont. ich folge der route der fähre am kai und komme zum hafenterminal, wo bereits eine große menschenmenge darauf wartet sich einschiffen zu können, während auf der anderen straßenseite männer und frauen vor autos und mofas geduldig auf freunde und verwandte warten.
hinter einem zaun eine club, auf der straße bestimmt 100, 150 griechinnen und griechen, gegelte haare, stark geschminkt, in kurzen röcken und engen hosen. viele tragen hohe schuhe mit plateauabsätzen aus buntem plastik: beyonce, ciara, lil john und rhianna erkenne ich sofort, trotz der disco remix.

im hotel schaue ich noch ein wenig griechisches musikfernsehn: schmachtrock und arabisch klingender r'n'b. irgendwann stechen mich die mücken, ich schließe das fenster, mache die klimaanlage an und schlafe ein...